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„Wenn du nicht artig bist, kommst du ins Heim!“

Filmabend: Freistatt

30.08.2018
Mittwoch, 19. September 2018, 18 – 21 Uhr, Festsaal
Filmplakat "Freistatt"

Sommer 1968. Der Wind der Veränderung ist in den norddeutschen Kleinstädten allerhöchstens als Brise zu spüren. Mit selbst-verständlicher Aufmüpfigkeit begegnet der 14-jährige Wolfgang seinen Alltag, seiner Mutter und vor allem seinem Stiefvater. Als er von seiner Familie in die abgelegene kirchliche Fürsorgeanstalt „Freistatt“ abgeschoben wird, findet er sich in einer Welt wieder, der er nur mit noch unbändigerem Freiheitsdrang begegnen kann: verschlossene Türen, vergitterte Fenster und militärischer Drill, während der als Erziehung verbrämten täglichen Arbeitseinsatz in den Mooren der Umgebung.

Der Film „Freistatt“ widmet sich der bis vor kurzem kaum bekannten Schickale vieler Kinder und Jugendlicher, die in den 50er und 60er Jahren in kirchlichen und staatlichen Heimen in der Bundesrepublik oft seelisch und körperlich schwer misshandelt und als billige Arbeitskräfte ausgebeutet wurden. Exemplarisch an der Einrichtung „Freistatt“, die im Kreis Diepholz bis in die 70er Jahre als eine der härtesten Einrichtungen der Jugendfürsorge galt, zeigt der Film eindrücklich, welches Ausmaß die „schwarze Pädagogik“ hatte. Viele Ehemalige leiden noch heute unter dem Erlebten und verschweigen aus Scham diesen Teil ihres Lebens.

Wolfgang Rosenkötter

 „Freistatt“ basiert auf realen Erlebnisberichten ehemaliger „Heimkinder“ und ist an den originalen Schauplätzen entstanden. Wolfgang Rosenkötter, geb. 1954, ist einer von ihnen und war von 1962 bis 1965 in „Freiwilliger Erziehungshilfe“ in mehreren Einrichtungen der Bethelschen Anstalten, davon ein Jahr in Freistatt. Seine Erlebnisse und Erfahrungen flossen maßgeblich in die Entstehung des Films ein.

Am Mittwoch, 19. September 2018 um 18 Uhr zeigt die Ev. Jugendhilfe Schweicheln anlässlich des gemeinsamen 125-jährigen Jubiläums mit seinem Träger den Film „Freistatt“. Gast des Filmabends ist Wolfgang Rosenkötter. In einem Gespräch sind Gäste nach dem Film eingeladen, Fragen zu stellen und über das Thema Heimerziehung zu sprechen. Auch Kindern und Jugendlichen in der Jugendhilfe in Schweicheln ist in dieser Zeit Unrecht wiederfahren – eine Tatsache, die uns noch heute bewegt und antreibt, sich weiterhin diesem Kapitel der eigenen Geschichte offen zu stellen.